Tipps für die Vorbereitung zur mündlichen Prüfung
Neben den umfangreichen schriftlichen Prüfungen besteht die Abschlussprüfung zum Notfallsanitäter noch aus einem praktischen Prüfungsteil und der mündlichen Prüfung.
Im Ausbildungs- und Prüfungsverordnung des NotSanGesetzes steht das dann so beschrieben:
"§ 16 In der mündlichen Prüfung hat der Prüfling seine anwendungsbereite berufliche Fachkompetenz und die zur Ausübung des Berufs erforderliche Personal-, Sozial- und Selbstkompetenz nachzuweisen"
Die Prüfung wird durch 2 Fachprüfer abgenommen, von denen einer Arzt/in mit der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin ist. Die Prüfungsdauer soll mindestens 30min betragen. In dieser Zeit können eine Mengen Fragen gestellt werden und erfahrungsgemäß ist der Stress und das Unbehagen der Prüflinge vor dem mündlichen Prüfungsteil besonders hoch. Aber gerade auf diesen Prüfungsteil kann man sich selbst am besten und einfachsten Vorbereiten! Man benötigt keine teuren Simulationspuppen, keine Medikamentenkoffer oder Überwachungsgeräte. Eigentlich ist nur ein Übungspartner notwendig, dem gegenüber man Fragen beantwortet und zwar korrekt formuliert und genauso umfangreich wie in der Prüfung. Genau genommen braucht man nicht einmal einen Übungspartner dazu- es soll schon Leute gegeben haben, die das einfach vor dem Spiegel geübt haben.
Ganz so einfach wie das hier etwas provokant steht, ist es natürlich auch wieder nicht und darum habe ich ein paar der wichtigsten Tipps aus meiner Prüfererfahrung hier zusammengefasst.
- Die Prüfungssituation muss vorher geübt sein. Es gibt ein paar wichtige Äußerlichkeiten – dazu gehören aufrechtes sitzen und den Prüfer angucken – die für die nonverbale Kommunikation wichtig sind. Auch diese solltet ihr in eure Übungssituation mitaufnehmen
- Wissen verkaufen
Der Prüfer ist generell an einem Prüfungsgespräch interessiert. Meistens wird daher eine offene Frage zu Beginn gestellt. Jetzt habt ihr das Ruder in der Hand! Sprecht Themen an, über die ihr weitersprechen wollt. Die wenigsten Prüfer haben einen festen Fragekatalog, sondern ehr ein Themenpool, der dann spontan im Prüfungsverlauf genutzt wird. Wenn ihr über ein Thema sprechen wollt, bei dem ihr euch besonders gut auskennt, müsst ihr das Thema anschneiden. Da das Gespräch ja lebendig bleiben soll, habt ihr gute Chancen, dass die nächste Frage in die von euch gewünscht Richtung geht.
- Um Bedenkzeit bitten
Falls ihr mit einer Frage nichts anfangen könnt, weil ihr sie entweder tatsächlich nicht verstanden habt oder sie ein „schwarzes Loch“ getroffen hat, könnt ihr um einen kurzen Augenblick Bedenkzeit bitten. Das ist besser als einfach schweigend vor dem Prüfer zu sitzen, weil dann in Sekundenbruchteilen die Situation so angespannt werden kann, dass ihr nicht mehr gut denken könnt. Oder ihr bittet darum die Frage einmal anders zu formulieren- wenn ihr Glück habt, entwickelt sich so ein Ausweg.
Diese Taktik bitte nicht bei jeder Frage anwenden, spätestens beim dritten Mal, wird es nicht mehr funktionieren oder den Prüfer verärgern.
- Angemessen Antworten
Dieser Punkt ist wichtig, hat jedoch etwas mit dem Gefühl für eine Prüfung zu tun. Angemessene Antworten beziehen sich sowohl auf die Länge eurer Antwort als auch auf den Grad der Selbstsicherheit, mit der die Antwort vorgetragen wurde. Achtet auf die Signale des Prüfers: unterbricht er euch? Schaut er auf seine Unterlagen statt euch anzusehen? Unterhält er sich mit den anderen Mitgliedern des Prüfungsausschuss (das muss nicht negativ sein! Wenn der Prüfer das Gefühl hat „das es läuft“ nutzt er vielleicht diesen Augenblick, um organisatorisches mit den Prüferkollegen zu klären)
Ihr seht, dass eine mündliche Prüfung weit mehr ist, als nur Fragen zu beantworten oder Fragen zu stellen. Damit ihr während der Prüfung auch geistige Kapazität habt, um ein Prüfungsgespräch mitzugestalten, ist es natürlich Voraussetzung, dass der Stoff sitzt – davon bin ich jetzt einmal ausgegangen.